Duales Studium: Alles, was du dazu wissen musst

People studying Dual zu studieren liegt im Trend. Die Mischung aus Praxis und Theorie und die Aussicht darauf, Bachelor-Abschluss und Berufsausbildung in einem zu erreichen, sehen viele angehende Studis als perfekte Alternative zum gängigen Studienmodell.
Wir klären hier die wichtigsten Fragen zum Thema duales Studium und gehen ins Detail, welche Modelle es gibt und welche Studiengänge dafür angeboten werden.

Was ist ein duales Studium bzw. ein dualer Studiengang?

In einem Satz zusammengefasst: Ein duales Studium besteht aus zwei Teilen, die in etwa gleich gewichtet sind - Theorie auf der Uni und Praxis in einem Betrieb.
Im dualen Studium wechselt du ab zwischen
- der Theoriephase auf Fachhochschule, Universität und Co., wo du Vorlesungen und Seminare belegst wie im regulären Standardmodell,
- und der Praxis - diese kann eine neue Ausbildung bedeuten, aber auch dein bestehender Beruf sein.
Es geht also nicht um Labortage oder ein verpflichtendes Praktikum, sondern darum, dauerhaft außerhalb der Hochschule in einem Betrieb zu arbeiten.

Der Unterschied zu einem berufsbegleitenden Studium besteht darin, dass der Arbeitgeber hier integriert ist bzw. generell ein Partnerbetrieb der Uni deine Ausbildungsstätte wird.

Beruf und Theorieausbildung sind thematisch aneinander angelehnt. So kannst du z.B. Tourismusmanagement studieren und für den Praxisbereich in einem Ausbildungsbetrieb, etwa in einem großen Hotel, arbeiten.

Du setzt also dein Theoriewissen schon laufend nebenbei auch in die Praxis um.

Je nachdem, ob du eine neue Ausbildung gemacht hast oder in deinem bestehenden Beruf geblieben bist, absolvierst du einen oder zwei Abschlüsse. Im Fall des ausbildungsintegrierenden Studiums schließt du nämlich neben der Uni auch noch deine Berufsausbildung ab.

Duale Studiengänge sind zumeist Bachelorstudiengänge, es gibt aber auch ein paar vereinzelte Masterstudiengänge.

Ablauf des dualen Studiums

Welche Hochschulen bieten ein duales Studium an?

Hauptsächlich bieten Berufsakademien und Fachhochschulen duale Studiengänge an, aber auch einige Universitäten geben dir mittlerweile diese Möglichkeit. Zwischen den Ländern im DACH-Raum herrscht allerdings ein großer Unterschied im Angebot.
In Deutschland ist das duale Studium schon sehr bekannt, über 120.000 Personen studieren in einem Studienangebot von ca. 1.500 - 2.000 Studiengängen. Insgesamt sind es ungefähr 250 Hochschulen, die duale Studiengänge anbieten.

Die FOM (FOM Hochschule für Oekonomie & Management), die AKAD University oder die IU (Internationale Hochschule) bietet viele duale Studiengänge an. Die Universität Potsdam, die Technische Universität Hamburg oder die Uni Trier sind Beispiele staatlicher Hochschulen mit dualen Studiengängen.

Die DHBW (Duale Hochschule Baden-Württemberg) ist die größte Einrichtung, registriert mehr als ein Viertel aller dualen Studierenden auf insgesamt 9 Standorten und 3 Campus.

In Österreich sind es derweil noch unter 10 Hochschulen, die ca. 20 duale Studiengänge anbieten, z.B. das MCI Management Center Innsbruck , die FH Vorarlberg , die FH St. Pölten oder die FH Joanneum . Die meisten Studiengänge sind in den Bereichen Informatik und Technik angesiedelt (etwa Business Software Development oder Industrielle Mechatronik).

In der Schweiz sind es aktuell 7 Hochschulen mit dualen Studiengängen, sie sind vor allem deutsche Fernhochschulen mit Schweizer Standorten, etwa die SRH Fernhochschule oder die Euro-FH

Wie läuft ein duales Studium ab?

Generell lassen sich 3 verschiedene Modelle definieren, berufend auf die unterschiedlichen Praxisvarianten:
Ausbildungsintergrierendes Studium: Hier machst du nicht nur den Bachelor, sondern schließt auch eine Ausbildung ab (von Pflege bis Elektrotechnik ist alles möglich). Dieses Modell wird am häufigsten gewählt und ist auch für manche Berufspaten das aller gängigste.
Berufsintergrierendes Studium: Du bist schon berufstätig, willst dich aber noch weiterbilden? Dann ist das die perfekte Methode. Hier gehst du mit deinem bestehenden Arbeitgeber eine Vereinbarung ein.
Praxisintegrierendes Studium: Duale Studenten in diesem Modell belegen ein Langzeitpraktikum in einem Unternehmen, schließen dann aber im Gegensatz zum ausbildungsintegrierenden Modell nur mit dem Bachelor ab.
Zeitenmodelle: Neben den Studienmodellen ist als zweiter Punkt das Zeitenmodell zu beachten. Hier geht es darum, wie du zwischen Uni und Job wechselst. Es gibt die Möglichkeit,
- es blockweise abzuhalten, also einige Wochen zu studieren, dann wieder einige Wochen im Unternehmen zu sein.
- ein Wochenmodell zu wählen. Hier ist man ein paar Tage die Woche im Betrieb, ein paar Tage auf der Uni (z.B. in einem 3 Tage/2 Tage-Schema).
- anstatt der Ferien Praxisphase zu haben und während des Semesters – wie im klassischen Modell üblich – studieren zu gehen.
Welches Modell das deine wäre, hängt von der Uni und deinem Betrieb ab.

Welche dualen Studiengänge gibt es?

Der Schwerpunkt dualer Studien liegt im Wirtschafts- und Techniksektor, da hier unternehmerisch sehr viel passiert. Wirtschaftsinformatik, Maschinenbau oder Betriebswirtschaftslehre sind z.B. sehr oft im dualen Studium belegbar.
Aber auch Pflegewissenschaften und Tourismusmanagement sind wichtige Bereiche, da auch dort eine große Nachfrage nach gut geschultem Personal herrscht.
Die Minderheit bei den über 2.000 dualen Studiengängen im DACH-Raum stellen Studien der Kultur- oder Sprachwissenschaft dar.

Welche wissenschaftlichen Schwerpunkte sind im dualen Modell studierbar?
  • Ingenieurwissenschaften (Maschinenbau, Bauingenieurwesen, Umwelttechnik, Gebäude – und Energietechnik etc.)
  • Mathematik, Informatik und weitere Naturwissenschaften
  • Rechtswissenschaften (z.B. Steuerrecht)
  • Wirtschaftswissenschaften (Immobilienwirtschaft, BWL, Business Administration, Finance, Personalmanagement
    etc.)
  • Marketing, Vertrieb und PR
  • Lehramt (für gesonderte Fächer wie Elektrotechnik, Fahrzeugtechnik, Automatisierungstechnik etc.)
  • Medizin und Gesundheitswissenschaften (Gesundheitsmanagement, Gesundheitsökonomie, Hebammenwissenschaft,
    Physiotherapie, Logopädie, Angewandte Pflegewissenschaften und mehr)
  • Kunstbereich (z.B. Mediendesign, Innenarchitektur)
  • Sozialwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften (Kindheitspädagogik, Soziale Arbeit, …)
  • Sprachwissenschaften/ Kulturwissenschaften (z.B. Fachübersetzen oder Neue Medien)
  • Agrar- und Forstwirtschaften (Weinbau, Landwirtschaft, Landschaftsarchitektur, Lebensmittelmanagement, …)
  • Verwaltungsbereich (Rechtspfleger, Öffentliches Recht, Sozialverwaltung und mehr)
Übrigens: Ein triales Studienmodell gibt es auch! Wenn du dich eher im Handwerkerbereich siehst (z.B. Tischler, Zahntechniker oder Augenoptiker), könnte das genau das Richtige für dich sein. Denn in diesem Studium kombinierst du ebenfalls Studium und Ausbildung – und machst zudem auch noch den Meister in deinem Ausbildungsfach!

Welche Betriebe bieten duale Studiengänge an?

Unternehmen in wirtschaftlich starken Branchen geben besonders gerne die Möglichkeit, ein duales Studium bei ihnen zu absolvieren, da sie im ständigen Wachstum begriffen sind und daher viel top ausgebildetes Personal brauchen.

Das Angebot in Deutschland ist sehr umfassend. Nicht nur viele große Unternehmen wie Lidl, Audi, Telekom, Deutsche Post oder Vodafone bieten duale Studiengänge an, auch mittelständische Firmen, Pflege-Einrichtungen, Werbe-Agenturen oder das Bundesheer haben offene Stellen für duale Studenten.

In Österreich sind als Beispiele etwa A1, Austrian Airlines oder die voestalpine zu nennen, als drei der größten Betriebe des Landes. Auf dualstudieren.at findest du eine
Übersichtsseite mit allen Unternehmen , die in der Alpenrepublik für duale Studien zur Verfügung stehen.

In der Schweiz ist das Angebot noch am kleinsten, Unternehmen mit einem dualen Angebot sind etwa die Zurich Versicherungs-Gesellschaft oder deutsche Unternehmen mit Sitz in der Schweiz wie Fassmer oder Clever fit.

Wie viele Semester dauert ein duales Studium?

Die Dauer eines dualen Bachelor-Studiums hängt vom Studienmodell ab, und kann zwischen 3 und 5 Jahren dauern. Regelstudiendauer im klassischen Bachelor-Studium sind zwar 3 Jahre – wenn du aber bedenkst, dass du deine Zeit zwischen Uni und Job aufteilst oder sogar eine neue Ausbildung absolvierst, erklärt sich schnell, warum ein duales Studium oft länger dauert.
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Bewerbung und Anmeldung zum dualen Studium

Muss ich für ein duales Studium die Reifeprüfung abgelegt haben?

Sind Abitur bzw. Matura Voraussetzung für ein duales Studium? Jein. Um dual zu studieren, gelten dieselben Voraussetzungen wie für ein klassisches Studium:
  • Ablegung der Reifeprüfung (Abitur, Matura)
  • fachgebundene Hochschulreife oder Fachabitur
  • positive Studienberechtigungsprüfung
  • oder bestimmte berufliche Qualifikationen
Das bedeutet, du musst nicht unbedingt Gymnasium und Co. abgeschlossen haben, um studieren zu können. Wie in anderen Studiengängen auch, kann ein Fachabitur ausreichen, um zugelassen zu werden.

Was es beim dualen Studium jedoch zu beachten gibt: Sowohl Hochschule als auch Betrieb müssen ihr Okay geben, wenn du ohne klassische Hochschulreife zu studieren beginnen möchtest.

Eine weitere Möglichkeit (aber weniger oft der Fall als z.B. im Fernstudium) ist, durch einschlägige Berufserfahrung ein duales Studium beginnen zu können. Einen Vertrag mit einem neuen Ausbildungsbetrieb zustande zu bringen ist mit diesen Voraussetzungen schwierig. Bist du bereits Teil eines Betriebes, ist das oft einfacher zu bewerkstelligen.

Noch ein wichtiger Hinweis: Faktoren wie Numerus Clausus, die Anrechenbarkeit ausländischer Hochschulreifen oder spezialisierte Studiengänge mit bestimmten Voraussetzungen können immer noch Hürden darstellen.

Wie und wo bewerbe ich mich für ein duales Studium?

Wo muss ich mich für ein duales Studium bewerben: an der Hochschule oder beim Unternehmen? Möglich ist beides.
Bewerbung beim Unternehmen: vor allem bei ausbildungsintegrierenden Studien; Hier suchst du zunächst nach dem Betrieb, bei dem du gerne arbeiten und in Kombination dein Wunschstudium studieren möchtest. An welcher Hochschule du dann dein Studium machst, ist in den meisten Fällen vom Unternehmen vordefiniert. Im ersten Schritt schickst du dann deine Bewerbungsunterlagen zur betreffenden Firma, also ein Bewerbungsschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse etc. Kommst du hier in die nähere Auswahl, gibt es von Fall zu Fall noch Aufnahmetests (z.B. im Assessment Center) und Vorstellungsgespräche, wo es darum geht, persönlich einen guten Eindruck zu machen.
Bewerbung bei der Hochschule: üblich vor allem bei berufsintegrierenden und praxisintegrierenden dualen Studien; Hier bewirbst du dich zunächst an der Bildungseinrichtung, und bringt im ersten Schritt ebenfalls deine Unterlagen und ev. bestimmte Nachweise (z.B. über Sprachkenntnisse) ein. Im zweiten Schritt bewirbst du dich dann beim Unternehmen.

Viele Hochschulen haben hierfür ihre eigene Liste von teilweise hunderten Partnerunternehmen, bei denen du dual arbeiten kannst. Oder sie sind zumindest bereit, dir mit gutem Rat zur Seite zu stehen, um eine Arbeitsstätte für dich zu finden.
Außerdem: Gehörst du zur Gruppe jener Studierenden, die ein Vollpräsenzstudium angefangen haben, aber gerne auf das duale Modell umsteigen möchten? Dann schau dir unser FAQ zum Thema Studium bzw. Hochschule wechseln an, dort findest du wichtige Infos dazu!

Fristen: Wann bewerbe ich mich für das duale Studium?

Ob es Bewerbungsfristen gibt, hängt von den Firmen bzw. Hochschulen selbst ab. Du solltest deswegen deine Augen und Ohren offenhalten, ob deine favorisierte Institution das ganze Jahr über Bewerbungen annimmt oder nur bis zu gewissen Zeiten vor Semesterbeginn.

Ob nur zum Wintersemester oder auch zum Sommersemester gestartet werden kann, hängt ebenfalls von den Bildungseinrichtungen ab. Deutlich mehr Bachelor-Studiengänge beginnen allerdings zum Wintersemester.

Finanzierung des dualen Studiums

Was kostet ein duales Studium?

An staatlichen Hochschulen bezahlst du oft nur den regulären Studienbeitrag und fährst damit relativ günstig. Bei privaten Einrichtungen sind fast immer Studiengebühren zu entrichten, diese können ganz unterschiedlich ausfallen, liegen ungefähr zwischen 300 und 600€. Internationale Studierende müssen oft mehr bezahlen, also mach dich am besten vorab schlau auf der Homepage deiner bevorzugten Hochschule.

Sei aber beruhigt: In sehr vielen Fällen übernimmt der Partnerbetrieb, in dem du arbeiten wirst, deine Studiengebühren und ev. sogar noch zusätzlich anfallende Kosten (dazu in den nächsten Punkten mehr).

Finanziert mir der Betrieb das Studium?

Ja, du bekommst ein Gehalt von deinem Betrieb. Wie viel das ist, ist allerdings nicht vorgeschrieben und kann deswegen von Unternehmen zu Unternehmen, von Branche zu Branche und von Studienmodell zu Studienmodell unterschiedlich sein. Manche Betriebe zahlen um die 700€, manche über 1.000€ im ersten Jahr monatlich an dich. Im Ausbildungsmodell steigt dein Verdienst in der Regel von Jahr zu Jahr.

Bekomme ich während des dualen Studiums ein Gehalt?

Abgesehen vom Gehalt sind die Zusatzleistungen der Betriebe natürlich besonders interessant. Neben individuellen Benefits geht es hier vor allem darum, ob und wie dein Betrieb die Kosten des Studiums übernimmt.

Wie generös der Arbeitgeber ist, das ist von Fall zu Fall verschieden. Manche Betriebe zahlen die Studiengebühren. Manche zahlen Studiengebühren, Fahrtkosten, Logis und was sonst noch anfällt, komplett. Manche bleiben nur beim Gehalt, mit dem du selbst dann alles abdecken musst.

Kläre das Thema Geld im Falle eines bestehenden Jobs vorher ab und geh auch selbstbewusst in die Verhandlung deines Studien-Gehalts. Womöglich kannst du durch eine gewisse zeitliche Bindung an den Betrieb mehr Lohn herausschlagen.

Außerdem hast du die Möglichkeit
BAföG bzw. ein Studienförderung zu beantragen.

Abschluss im dualen Studiengang

Kann ich im dualen Studium zwei Abschlüsse gleichzeitig machen?

In den Modellen 'Praxisintegrierend' und 'Berufsintegrierend' machst du den Hochschulabschluss mit dem anerkannten Bachelor-Titel. Im Modell 'Ausbildungsintegrierend' absolvierst du zusätzlich eine Berufsausbildung und hast somit zwei Abschlüsse in der Tasche.

Dein Bachelor ist gleichwertig zu einem klassischen Studium und je nach Studiengang erwirbst du folgende Titel: Bachelor of Arts (B.A.), Bachelor of Engineering (B.Eng.), Bachelor of Education (B.Ed.), Bachelor of Laws (LL.B.), Bachelor of Science (B.Sc.) etc.

Kann ich ein duales Studium mit Master-Abschluss machen?

Es gibt auch ein duales Master-Studium, auch wenn hier das Studienangebot noch deutlich kleiner ist als im Bachelor. Einige Unternehmen haben schon den dualen Master im Angebot, damit die bereits gut ausgebildeten Bachelor-Absolventen bei ihnen bleiben oder mit schlagenden Argumenten von anderen Firmen abgeworben werden können.