Methode: Feldforschung
Die ersten Semester und seine Lehrveranstaltungen sind dem Erlernen der methodischen Grundlagen des Faches gewidmet. Als Ethnolog:innen befassen wir uns mit empirischen Daten, die wir persönlich im Zuge von Feldforschungen erheben. Feldforschung, hä? Das hat nichts mit dem Acker im biologischen Sinn zu tun, sondern bezeichnet dein Forschungsfeld. Dieses erschließen wir uns durch „live dabei sein“ oder wie der der amerikanische Soziologe Robert Ezra Park einst seinen Student:innen riet: „Go into the district!“, „Get the feeling!“.
Feldforschung bedeutet also, sich in die Lebenswelt der Untersuchten zu begeben und mittels „klassischer“ Methoden wie Interview und teilnehmender Beobachtung Daten über diese Lebens- und Alltagswelt zu erheben. Die empirischen Daten aus dem Feld wirst du später in schriftlichen Arbeiten analysieren und interpretieren sowie in Referaten präsentieren. Immer wieder werden deine Soft Skills im Studium der Europäischen Ethnologie gefordert und gefördert – du erwirbst also im Laufe der Semester persönliche Kompetenzen, die über das fachliche Wissen hinausgehen.
Das Institut
In der Attemsgasse 25, etwas abseits vom Hauptgebäude der Uni Graz, findet du das Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie. Durch eine schwere, dunkelbraune Holztüre trittst du in die Räumlichkeiten ein. Tipp: Das Gebäude wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, das sieht man an der Architektur und insbesondere an der Decke im Eingangsbereich – der Blick nach oben lohnt sich!

Im Erdgeschoss findest du die hauptsächlich genutzten Seminarräume, einen bunten Sozialraum mit Balkon sowie die Fachbibliothek. Viele Student:innen schätzen die kleine aber feine Bib am Institut für ihr Flair und ziehen sie der großen Hauptbibliothek am Campus vor. Auch im Keller findet sich ein oftmals genutzter Hörsaal, also sei nicht verwundert, wenn der Campusplan dich ganz nach unten im Gebäude schickt. Im ersten Stock befindet sich das Sekretariat des Instituts, ebenso die Büros aller Professor:innen. Weiters findest du hier ein Multifunktionsgerät zum Drucken, Scannen und Kopieren. So ersparst du dir den Weg quer über den Campus zum ÖH-Servicecenter in der Schubertstraße, falls du mal dringend einen Text brauchst. Tipp: Sieh dir die Pinnwände rund um den Drucker immer wieder an, hier sind aktuelle Jobs, Stipendien, Erasmus-Plätze und vieles mehr zu finden!
Studienalltag
Neben der feldforschenden Praxis besteht ein großer Teil deiner Arbeit aus Schreiben. Du solltest also als Grundvoraussetzungen Freude an Lektüre und dem Konzipieren und Erstellen eigener Texte und (Schreib-) Projekte haben. In den ersten Semestern schreibst du kleinere Proseminararbeiten, später werden diese größer und nennen sich Seminararbeiten. Sie alle bereiten dich Schritt für Schritt auf deinen Abschluss am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie vor: die Bachelorarbeit.
Das Betreuungsverhältnis am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie ist durch seine Größe sehr gut: In den meisten Lehrveranstaltungen bist du mit 10-15 Kolleg:innen und so gibt es auch die Möglichkeit für angeregte Diskussionen oder persönlichen Erfahrungsaustausch. Die einzelnen Lehrenden haben unterschiedliche Schwerpunkte in ihrer eigenen Forschungs- und Berufskarriere, das kann für dich bei der Erstellung deines Stundenplans wie später für die Wahl der Betreuer:in der Bachelorarbeit spannend sein.
Zwischen den LVs kannst du die Fachbibliothek am Institut gut für Recherchen oder zum Lernen nutzen, rundum findest du auch Inspiration aus dem Fach in Form von aktuellen Publikationen und Journals. Für kurze Pausen empfiehlt sich der Sozialraum im Erdgeschoss, für längere das Cafè Harrach, nur wenige Gehminuten entfernt. Solltest du mit den Öffis unterwegs sein, findest du die nächste Haltestelle eine Gehminute vom Institut, in der Attemsgasse.
Besonders schätze ich das persönliche Verhältnis unter Student:innen, Lehrenden und Angestellten – bei Fragen scheu dich also nicht, Kommiliton:innen anzusprechen oder bei den Professor:innen im 1. Stock anzuklopfen. In meinen 6 Semestern waren die Erfahrungen durchwegs positiv und die meisten meiner Studienkolleg:innen teilen diese Ansicht und Wertschätzung für den persönlichen Umgang miteinander am Institut!
LVs, GE, FWF – Wie bitte?!
Das Curriculum ist der Studienplan deines Faches. Hier findest du eine Übersicht der zu absolvierenden Lehrveranstaltungen, kurz LVs, aus dem gesamten Studium sowie eine Kurzbeschreibung dieser inklusive ECTS Anzahl. Das ECTS-System ist die Grundlage, auf der du im Studium LV- für LV-Punkte sammelst und deinem Abschluss näher kommst.
GE steht für das Geisteswissenschaftliche Erweiterungsfach. Du wählst also ein anderes GEWI (Geisteswissenschaftliches) Studium wie beispielsweise Kunstgeschichte, Philosophie oder Germanistik, aus du dem Teile absolvierst.
Unter FWF versteht man die Freien Wahlfächer – hier bist du ganz ungebunden und kannst machen was dir Lust und Laune bereitet! Möglich ist alles, was an der Uni angeboten wird. Tipp: Nutz die vielen Zusatzangebote der Karl-Franzens-Universität Graz. Zusatzqualifikationen in betriebswirtschaftlicher, sozialer, kommunikativer oder sprachlicher Hinsicht sind möglich und teilweise bekommst du dafür sogar Zertifikate.
Auf den letzten Seiten des Curriculums findest du einen nach Semestern gegliederten Musterstudienablauf. Er ist genau das: Ein Musterablauf. Je nachdem wie deine sonstigen Verpflichtungen mit Job, Kinderbetreuung usw. aussehen, wird es sich nicht ausgehen, jedes Semester 30 ECTS zu erfüllen. Das ist vollkommen ok! Wenn du die Möglichkeit dazu hast, studiere in deinem Tempo und gib dir die Option zur Vertiefung in deine Interessensgebiete. Diese Vertiefungen können dich näher zu deinen gewünschten Spezialisierungen bringen, also ein großer Pluspunkt für deine Zukunft sein! Tipp: Modul I im Studium bietet dir ebenfalls die Möglichkeit zur Spezialisierung z.B. in Richtung Museologie.

Perspektiven
Immer wieder höre ich in Gesprächen mit Absolvent:innen und Student:innen, dass ihnen ihr Studium so viel mehr gebracht hat als nur den Bachelor. Europäische Ethnologie regt die Fähigkeit zur Selbstreflexion an – du wirst also dein eigenes Denken, Handeln und Fühlen hinterfragen und immer mehr zu dir selbst kommen. Neugierde und Offenheit für kulturell-gesellschaftliche Prozesse in Gegenwart und Vergangenheit sind daher eine gute Voraussetzung für das Studium.
Das Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie an der Uni Graz bietet ein weiterführendes Masterstudiuman. Im Master vertiefst und erweiterst du deine Kenntnisse und setzt sie in Projekten ein und um.
„Klassische“ Berufsfelder für Ethnolog:innen sind Museen, Kulturinstitutionen oder -vereine, Verlage, Bibliotheken, Archive, Positionen im Kulturmanagement oder der Forschung. Doch auch Medien, interkulturelle Kommunikation und Entwicklungszusammenarbeit, Tourismus oder Unternehmensberatung gehören zu den typischen Tätigkeitsbereichen nach dem Abschluss.
Aus meiner Erfahrung im beruflichen wie akademischen Leben ist es wichtig, deine Kompetenzen zu kennen, damit du diese nach dem Studium Arbeitgeber:innen gegenüber ganz klar kommunizieren kannst. Dazu bietet die Universität Graz tolle Workshops an, auch Lehrveranstaltungen im Studium unterstützen dich dabei.
Bereits im Studium lernst du viele verschiedene (Fach-) Kolleg:innen und Fachrichtungen kennen, nutze diese Gelegenheit zum Netzwerken! Ob im Studium oder danach – so manche Kontakte und Chancen können sich als besonders wertvoll erweisen.
Fazit
Die Studienwahl ist eine ganz individuelle Sache und Weichenstellung für deine Zukunft – lass dir also Zeit, folge deinen Stärken und Interessen, frag dich aber auch, wie dein späterer Berufsalltag aussehen soll und in welchen konkreten Berufsfeldern du dich siehst.
Als ich mich im März 2021 entschied, Europäische Ethnologie im Bachelor an der Karl-Franzens-Universität Graz zu studieren, war dem ein lange Prozess an Überlegungen vorausgegangen. Vor Kurzem wurde ich gefragt, ob mir das Studium denn noch Freude bereite. Meine Antwort und Überzeugung, auch noch im 6. Semester: „Ich habe gut gewählt!“
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