Mein erstes Semester Politikwissenschaften an der Uni Hamburg
Leonie
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Leonie arbeitet neben dem Studium an der Uni Hamburg als freiberufliche Redakteurin und interessiert sich für alles, was mit Kunst und Schriftstellerei zu tun hat. Wenn sie nicht gerade an eigenen Texten arbeitet, spielt sie wahlweise Gitarre oder Videospiele.

Veröffentlicht am

17.11.2022

Mein erstes Semester Politikwissenschaften an der Uni Hamburg
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Veröffentlicht am 17.11.2022

Mein erstes Semester Politikwissenschaften an der Uni Hamburg

Unsere Gastautorin Leonie studiert seit Oktober 2019 [URL="https://studiumfinden.com/studiengang/universitaet-hamburg/bachelor-politikwissenschaft"]Politikwissenschaften[/URL] an der [URL="https://studiumfinden.com/hochschule/universitaet-hamburg"]Universität Hamburg[/URL]. Wie sie mit Fragen à la „Hast du vor die nächste Bundeskanzlerin zu werden?“, „Weißt du eigentlich, dass dein Studium so ein typisches Taxifahrer-Studium ist?“ oder „Kann man damit überhaupt Geld verdienen?“ umgeht und wie sich das erste Semester an der Uni Hamburg sonst so gestaltet, verrät sie in ihrem Gastbeitrag.

Wer sich dazu entscheidet, Politikwissenschaften zu studieren, der wird mit den bereits genannten Fragen oder ähnlichen Sätzen konfrontiert. Während in meiner Familie allgemein der Konsens herrscht, dass Studieren schon etwas Tolles ist und man auf sein „schlaues Mädchen“ ja auch stolz ist, hat diese Studienwahl bei vielen Bekannten auch für Unverständnis gesorgt. Doch nach einem Semester an der Uni Hamburg im Bereich Politikwissenschaften kann ich all der Kritik mit einem wissenden Lächeln begegnen. 

How To Ersti

So, jetzt bist du also Erstsemester-Student. Erst einmal: Herzlichen Glückwunsch. Du hast es auf eine Hochschule geschafft. Damit gehörst du zu immerhin 2,9 Millionen Studierenden in ganz Deutschland, die sich nach dem Abitur für eine Weiterbildung an einer Hochschule entschieden haben. Und jetzt? Dir wird versprochen, dass das richtige Leben jetzt erst anfängt, dass du in den kommenden Monaten Freunde fürs Leben kennenlernst, ganz neue Perspektiven erschließt und mit Glück sogar irgendwann einen Abschluss mit nach Hause nehmen kannst. Doch keine Angst, wir alle starten an Tag 1. 

Der erste Tag an der Uni Hamburg

An vielen Unis beginnt der erste Tag eigentlich schon lange, bevor der erste Kurs anfängt. Denn erst einmal ist die Kennenlern-Woche angesagt. Erste soziale Kontakte knüpfen, mal mehr mal weniger lustige Spiele spielen und ach ja, trinken. Eine kurze Einführung in das Studentenleben erfahren, bevor es dann richtig los geht. Du erlebst wie liebenswert chaotisch es unter Studierenden zugehen kann, wie individuell und vielleicht auch ganz anders die Menschen sind, mit denen du die nächsten Jahre verbringen wirst. Auch für nicht allzu sozial begabte Menschen sei an dieser Stelle gesagt: Viele der Leute, die du am Anfang kennen lernen wirst, wirst du vielleicht nur in einem Kurs sehen und dann nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Von daher mach dir keine Gedanken, wenn du nicht gleich ein Experte im Freunde finden bist.  

Studentenleben ist WG-Leben

Wenn du nicht gerade mit einem silbernen Löffel im Mund geboren wurdest oder in direkter Nähe zu deiner Uni wohnst, stehen die Chancen gut, dass du für das Studium in eine WG ziehst. Wie auch jeder andere Studi-Ratgeber bestätigen kann, ist das Leben in einer WG eine tolle Möglichkeit, Land und Leute kennen zu lernen. Aber sei gewarnt! Nicht jede Unterkunft, die online toll aussieht, ist auch im realen Leben bewohnbar. Bevor du dich für eine WG entscheidest, solltest du die Leute in jedem Fall kennenlernen, mit denen du zusammenziehen willst. Am besten klärt ihr direkt, was eure jeweiligen Vorstellungen an das Zusammenleben sind. Sonst findest du dich mit Pech in einer fünfer WG mit Disco-Fieber bis 5:00 Uhr morgens oder Hygiene-Standards wie auf dem Kiez wieder. Das Leben mit anderen Menschen auf kleinem Raum ist immer schwierig. Oftmals hilft in Sachen Stolpersteine in der Wohngemeinschaft aber eine von vornherein offene Kommunikation sowie ein wenig Verständnis und Nachsicht. Wenn du irgendwie die Chance dazu hast, empfehle ich ohnehin, das erste Semester als „Test-Semester“ anzusehen und dich erst danach zu entscheiden umzuziehen. Nämlich dann, wenn du dir sicher bist, dass du das Studium auch fortführen möchtest. Denn nichts ist nerviger als von einer WG in die nächste geschoben zu werden. Und das Umziehen geht zudem ins Geld. 

Sozialisierung eines Erstsemester-Studenten

Okay, Real Talk: Uns wurde anfangs versprochen, dass es ganz einfach ist an der Hochschule neue Freunde „fürs Leben“ zu finden und man sich sofort pudelwohl fühlt. Die Realität kann da leider etwas abweichen. Auch wenn man nicht auf den Mund gefallen ist, können die vielen neuen Eindrücke zunächst einschüchternd sein. Hinzu kommt, dass man sich nicht zwangsweise mit allen Leuten auf Anhieb versteht. Manchmal braucht es seine Zeit, bis man mit anderen warm geworden ist und mit manchen Kommilitonen wird man dennoch nie Best Buddies sein. Aber das ist ganz normal. Zudem lernt man mit der Zeit viel darüber, mit welchen Menschen man klarkommt und mit welchen nicht. Wichtig ist, sich nicht verrückt zu machen, wenn man seinen „Squad“ nicht sofort findet. Im Verlauf der Studienzeit wirst du in viele verschiedene Projekte involviert sein und dich an verschiedenen Kursen beteiligen. So ist die Suche nach Freuden zumeist wirklich nur eine Frage der Zeit. Wie auch bei romantischen Beziehungen bringt eine Freundschaft „auf Krampf“ gar nichts. Lass dir also ruhig Zeit, dich in deiner neuen Umgebung zurechtzufinden. 

Die Balance zwischen Stress und Chillen

Hätte man mir vor Antritt meines Studiums gesagt, dass ich die meiste Zeit mit der Vorbereitung der Kurse verbringen würde, wäre ich erstaunt gewesen. Lernt man nicht ohnehin alles in den Vorlesungen und Kursen sowie im Austausch mit den Dozenten? Tatsächlich wirst du auch im Lernalltag wohl mehr Zeit an deinem Schreibtisch verbringen, als mit deinen Kommilitonen. Gerade am Anfang lernst du nämlich, wie du mit den neuen Herausforderungen umgehen kannst. Wie viel Zeit und Energie du in das Studium steckst, ist dann natürlich gänzlich dir überlassen. Einige machen nur das Minimum und verbringen ihre Freizeit lieber mit den anderen Vorteilen des Studentenlebens. Und andere knien sich tief in ihre Arbeit rein und zielen auf gute Noten ab. Ich möchte weder das eine noch das andere bewerten. Denn letztlich dreht sich das Studium auch darum zu entdecken, wie du am besten arbeitest. Wie sehen deine Prioritäten aus? Was möchtest du für dich persönlich erreichen? Gerade das Studium der Politikwissenschaft bietet meiner Erfahrung nach ein breitgefächertes Angebot an Kursen, die man sich frei aussuchen kann. Schließlich studiert man ja auch für sich selbst und niemanden sonst. 

Fazit: Du machst Fehler und dann machst du weiter

Der Hochschul-Alltag kann gerade am Anfang etwas überwältigend sein. Du triffst auf so viele neue Menschen, die viel erfahrener sind als du. Leute, die schon seit Jahren an ihren Forschungen arbeiten und dir nun ihr Wissen vermitteln. Noch nie konnte ich das aus der Antike stammende Sprichwort „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ so sehr nachvollziehen, wie in meinem Studium. Es bleibt unausweichlich, dass du angesichts einiger Aufgaben verunsichert bist oder auch mal Fehler machst. Das Schöne am Studieren ist jedoch, dass alle Kommilitonen mit dir in ein- und demselben Boot sitzen. Wir alle gehen an die Uni, weil wir neue Dinge lernen wollen. Wir alle wollen unseren Horizont erweitern und uns entwickeln. Abschließend kann ich daher nur sagen: Studiere um deinetwillen und nicht, weil du dir irgendeine Form von Anerkennung oder Lob von außen erwartest. Studiere das, was dich wirklich interessiert. Und probiere dich aus. Mach dir keinen Stress, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt oder du nicht gleich das Bilderbuch-Studentenleben führst. Letztlich ist dies schließlich nur der Anfang vom Rest deines Lebens.

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