Mit zarten 16 Jahren habe ich, als Schüler, angefangen zu studieren. Im Alltag heißt das, dass man lange, schlaflose Nächte, doppelten Leistungsdruck und wenig Freizeit hat. Nichtsdestotrotz hat es sich für mich ausgezahlt. Im diesem Artikel erfährst du warum.
Meine Motivation zum Studium kam mir am Ende der zehnten Klasse, als ich gemerkt habe, dass ich mehr im Bereich der Betriebswirtschaftslehre wissen und lernen möchte. Nach einer kurzen Recherche bin ich auf das „Programm Schülerinnen und Schüler an die Hochschulen“ gestoßen, das begabten Schülern das Studium an einer Universität finanziert. Es gab kaum formale Voraussetzungen, man musste lediglich ein Formular ausfüllen, das dann anschließend der Schulleitung zur Unterschrift vorgelegt wurde. Gesagt, getan und schon war ich außerordentlicher Student des Wirtschaftsrechts an der WU Wien. Ich darf Prüfungen ablegen, bei denen ich beliebig oft antreten kann und die mir nach meiner Matura angerechnet werden.
Zuerst einmal galt es, die Prüfungen aus der Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) zu schaffen. Diese besteht aus insgesamt vier Prüfungen, die jeweils einen Überblick über das jeweilige Fachgebiet geben sollen. Während meiner Vorbereitung auf die Klausuren bekam ich immer wieder mit, wie immens der Unterschied zwischen der Schule und einer Universität ist. Die Stoffmenge beträgt in der Schule meist nicht mehr als fünf Seiten, während es in der Uni mehrere hundert Seiten waren. Die Professoren hielten ihre Vorträge und kümmerten sich nicht um die Mitarbeit oder die Anwesenheit der Studenten. Im Vorlesungsaal saßen 600 Personen verschiedenster Altersgruppen.
Diese vorausgesetzte Selbständigkeit hat mir allerdings gefallen. Schlussendlich hatte ich es immer schon satt, mich in der Schule zum Beispiel für mein Zuspätkommen rechtfertigen zu müssen. In meinem ersten Semester schaffte ich zwei Prüfungen aus der STEOP: die Einführung in die BWL und REWI. Es war unglaublich anstrengend, neben einer (mindestens) 40 Stunden Unterrichtswoche auch noch Vorlesungen zu besuchen, zu lernen und gleichzeitig noch darauf zu achten, dass man möglichst gute Noten schreibt. Mit dem Beginn des Sommersemesters und dem Einbruch der Corona-Pandemie wurde der Distance-Learning Modus eingeführt. Das war wie ein Segen für mein außerordentliches Studium: Die Anfahrtswege fielen weg und ich konnte von zuhause aus mein Studium verfolgen ohne Einbußen in Kauf nehmen zu müssen. Mittlerweile, nach zwei Distance Learning Semestern, habe ich den zweiten Studienabschnitt fast fertig und habe noch drei ganze Semester als Schüler und Student vor mir. Mir ist schnell klar geworden, dass ein Studium neben der Schule auch seine Schattenseiten hat. Ständiger Leistungsdruck gepaart mit Konkurrenzdenken und Durchfallquoten jenseits der 70% waren vor allem am Anfang des Studiums normal. Die Angst zu scheitern war bei den Studienanfängern riesig und auch ich konnte mich nicht auf meinen unbegrenzten Prüfungsantritten ausruhen. Vielmehr hatte ich immer den Anspruch, mit den ordentlichen Studenten mitzuhalten, was faktisch eine Sache der Unmöglichkeit war. Die Selbstzweifel wurden nicht gerade weniger, als ich auf meine erste rechtliche Prüfung negativ beurteilt wurde und überlegte, das Studium abzubrechen. Im Nachhinein kann ich aber sagen, dass ich stolz auf mich bin, in einem solchen Moment nicht aufgegeben, sondern noch mehr und härter gelernt zu haben. Beim zweiten Anlauf habe ich die Klausur dann gemeistert und ich war wieder motiviert, mein Studium zu schaffen.
Daher lautet mein Tipp an alle Erstis: Lasst euch von den Knock-Out Prüfungen in der STEOP nicht abschrecken. Die Hochschulen verfolgen damit primär das Ziel, Studenten auszusortieren. Mit der Zeit werden die Prüfungen einfacher oder vielmehr lernt man, wie man sich effektiv für eine Klausur vorbereiten kann. Die Gruppen werden kleiner, es entsteht fast wieder eine schulische Atmosphäre, in der man mit Kommilitonen über verschiedenste Themen diskutiert, neue Leute kennenlernt und es im Allgemeinen persönlicher zugeht. Von daher ist mein Rat an diejenigen, die sich im ersten Semester in den Massenvorlesungen nicht wohlfühlen und die Prüfungen vielleicht nicht auf Anhieb schaffen, nicht die Motivation zu verlieren. Es zahlt sich aus, den ganzen Strapazen, die ein Studium mit sich bringen kann, stand zu halten und nicht aufzugeben.
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