Organisation als Überlebensmotto
Eine gute Organisation ist das A und O für ein stressreduziertes, erfolgreiches Studieren. Daher lohnt es sich, sich frühzeitig über Kurse, benötigte Literatur und vor allem Anmeldefristen zu informieren. Doch wer sich zum ersten Mal auf die Website der Wirtschaftsuniversität Wien wagt, wird von den dargebotenen Informationen regelrecht überflutet. Bis man einen Überblick über das Studium, die Kurse, das Anmeldesystem, das Mentoring-Programm und sonstige Angebote der WU hat, vergehen oft Stunden. Ein eindeutiger Pluspunkt der WU ist jedoch, dass die Informationen in einfacher und strukturierter Weise zur Verfügung gestellt werden.
An den ECTS sollte man sich bei der persönlichen Einteilung des Studienjahres allenfalls grob orientieren. Die Idee anhand der ECTS den Arbeitsaufwand einschätzen zu können ist gut gemeint, in der Praxis jedoch mehr als mangelhaft umgesetzt worden. Bei vielen Prüfungen kann man sich kaum des Eindrucks verwehren, die ECTS seien willkürlich festgelegt worden. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass man für die STEOP Prüfung „Rewi“ ein paar Wochen zum Lernen einplanen sollte, während für die Prüfung „Einführung in die BWL“ meist schon eine Woche ausreicht - die Anzahl an ECTS, die man dafür erhält, ist dennoch dieselbe.
Wer sich das Studienjahr einteilt, muss auch unerwartete Hindernisse miteinkalkulieren. Denn in manchen Kursen sind die Plätze hart umkämpft. Angemeldet wird dann mit der Atomuhr, nach dem System: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Wenn die Anmeldung z.B. um 14 Uhr stattfindet, sitzen um 13:59 Uhr hunderte WU-Studenten mit einer Atomuhr vor ihren Laptops und warten mit angehaltenem Atem darauf, dass die Uhr 13:59:59 Uhr anzeigt, um dann ein letztes Mal die Seite neu zu aktualisieren. Für einen Schreckensmoment hofft man, dass die Internetverbindung gut genug ist und endlich das Kästchen „anmelden“ erscheint. Wer Glück hat, kommt in den Kurs. Wer Pech hat, nur auf die Warteliste. In besonders unglücklichen Fällen kann einen dieses System auch ein Semester kosten. Daher ist es empfehlenswert, immer einen Plan B und am besten C zu haben, für den Fall, dass man in keinen der gewünschten Kurse hineinkommt.
Sollte es dir passieren, dass du nicht in den Kurs deiner Wahl kommst, lohnt es sich mit der Panikattacke noch ein paar Tage zu warten. In manchen Fällen werden die Plätze noch im Nachhinein aufgestockt. Wann und in welchem Ausmaß aufgestockt wird, ist aber oft ein Mysterium.
Bachelor in Mindeststudienzeit? Gefangen zwischen Traum und Realität.
Als Mindeststudienzeit für den Bachelor Wirtschaftsrecht werden 6 Semester angegeben. Für viele ein erstrebenswertes Ziel, das in der Praxis jedoch von nur wenigen erreicht wird.
Liebevoll von der WU als „Jusplus“ bezeichnet, vermittelt das Studium Wirtschaftsrecht sowohl Kenntnisse des Rechts als auch der Wirtschaft. Doch um sowohl eine fundierte rechtswissenschaftliche als auch eine wirtschaftliche Ausbildung zu absolvieren, ist ein entsprechender Arbeitsaufwand erforderlich. Der ausdauernde Student spricht daher von einem Studium mit Doppelstudiumcharakter, der erschöpfte von einem Doppelstudium mit fehlender Anerkennung.
Es zeugt weder von fehlendem Ehrgeiz noch von mangelndem Organisationstalent, länger zu brauchen, sondern ist schlicht das Resultat schwieriger Prüfungen, eines höchst fragwürdigen Atomuhranmeldesystems und eines Studienplans, der darauf ausgelegt ist, 6 Semester lang Höchstleistung von den Studenten zu fordern.
Das soll dich nicht entmutigen, aber mit der Realität der meisten Studenten konfrontieren.
Ist es grundsätzlich möglich das Studium in 6 Semestern abzuschließen? Ja!
Wenn genau das dein Ziel ist, habe ich hier ein paar Tipps für dich:
- Beginne frühzeitig mit der Planung des Studiums und hole dir Unterstützung von Studenten höherer Semester. Diese sind oft sehr hilfsbereit und freuen sich, einem Ersti helfen zu können.
- Wenn du im Herbst startest, nutze bereits die Sommeruni im August.
- Nutze jede Sommer- und Winteruni.
- Achte sorgfältig auf die Anmeldefristen.
- Versuch vor den Prüfungen so viele Altklausuren wie möglich durchzugehen.
Die soziale Seite des Studiums
An Studienkolleginnen und -kollegen mangelt es zahlenmäßig nicht. Gerade zu Beginn des Studiums strömen Unmengen an Studenten regelmäßig in gewaltige Hörsäle. Erst im Hauptstudium beginnen kleinere Kurse mit einer überschaubaren Anzahl an Studenten. Dennoch kann es schwierig sein zunächst Anschluss zu finden. Die Möglichkeiten mit anderen Studenten im Rahmen einer Vorlesung zu interagieren, beispielsweise durch Gruppenarbeiten, sind gering. Wer sich Kontakt wünscht, muss daher selbst die Initiative ergreifen und offen auf andere zugehen.
Du bist schüchtern? Damit bist du nicht allein! Vielen fällt es schwer aus sich herauszukommen, doch es lohnt sich die anfängliche Scheu zu überwinden. Lerngruppen und auch oberflächliche Bekanntschaften können einem das Studium erheblich erleichtern. Die eine oder andere geteilte Mitschrift oder Hausübung hat so manch einem Studenten schon das Leben gerettet.
Und gerade während Prüfungsphasentut es einfach gut von einem Freund zu hören, dass es ihm genauso geht wie dir. Zu wenig Schlaf, zu viel Stress, mit dem Buch bist du noch lange nicht fertig und wann hast du eigentlich zuletzt eine vollwertige Mahlzeit zu dir genommen?
Noch ein kleiner Tipp für alle, die schnell gestresst sind: Versuche stark leistungsorientierte Überflieger zu meiden. In jedem Kurs gibt es mindestens eine Person, die unter der Mindeststudienzeit studiert, ausgezeichnete Noten schreibt, auch noch Zeit für Hobbys hat und gefühlt schon zu Schulzeiten angefangen hat, an irgendeinem Institut der Universität zu arbeiten.
Das sind oftmals sehr nette Menschen, die Herausragendes leisten, aber wenn du dazu neigst, dich mit anderen zu vergleichen, kann so eine Bekanntschaft auf Dauer kräftezehrend sein.
Gerüchte und Schauergeschichten
Eine gute Methode, um sich eine bessere Vorstellung von bestimmten Lehrveranstaltungen zu machen, ist Kolleginnen und Kollegen höherer Semester zu fragen, wie es ihnen ergangen ist und wie sie sich auf die Prüfungen vorbereitet haben. Doch die Erfahrungsberichte sind teilweise mit Vorsicht zu genießen. Während der eine damit prahlt, erst am Wochenende vor der Prüfung zu lernen begonnen zu haben, berichtet der andere er habe drei Wochen lang neun Stunden täglich gelernt. In solchen Fällen ist es besser, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und den Lernaufwand nach bewährten Methoden selbst einzuschätzen.
Mein letzter Tipp: Nimm dich selbst und das Studium nicht zu ernst! Mit ein wenig Humor und guten Freunden lässt sich fast jede Herausforderung des Studiums bewältigen.
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