Wenn dir Gesetz, Recht und Gerechtigkeit am Herzen liegen und dich das Wälzen einer Menge dicker Bücher und Paragraphen nicht abschreckt, dann hast du in Jura (vorrangige Bezeichnung in Deutschland) bzw. Jus (vorrangige Bezeichnung in Österreich und der Schweiz) womöglich dein Traumstudium gefunden!
Rechtswissenschaft ist ein sehr beliebtes Studium im DACH-Raum. 10.000 Studierende sind es auf Österreichs größter Uni für Rechtswissenschaften in Wien, rund 14.000 Studienanfänger*innen gab es alleine in Deutschland im Wintersemester 21/22.
Obgleich interdisziplinäre Studien wie Wirtschaftsrecht oder Unternehmensrecht sehr populär sind, ist das klassische Jus- bzw. Jura-Studium nach wie vor die meistgewählte Variante von rechtswissenschaft-interessierten Studienanwärter*innen.
Rechtswissenschaften Studieninhalt
Im Studium der Rechtswissenschaft wirst du zunächst zum Universal-Juristen/zur Universal-Juristin ausgebildet, bevor es in die für dich angestrebte Richtung geht. In Jus bzw. Jura werden dir also juristische Grundlagen vermittelt, Einblick in wichtige Rechtsgebiete gegeben und ein Grundverständnis des Rechtssystems aufgebaut.
Unter anderem werden folgende juristischen Bereiche in der Form von Grundkursen oder Aufbauveranstaltungen im Studium behandelt:
- Öffentliches Recht
- Bürgerliches Recht
- Strafrecht
- Rechtsgeschichte
- Römisches Recht
- Grund- und Menschenrechte
- Völkerrecht
- Rechtstheorie
- Verwaltungsrecht
- Europarecht
- Unternehmensrecht
- Steuerrecht
Beachte: Trotz vieler internationaler Inhalte, wird besonders die Gesetzesgrundlage des jeweiligen Studienlandes vermittelt. Weiters ist die Zulassung als Anwalt im DACH-Raum unterschiedlich, auch hier können also Hürden auftreten, wenn es um die Anrechnung deiner Leistungen im Ausland geht.
Hard Facts über das Studium
Im Bereich der Rechtswissenschaften sind allgemeine Aussagen über Ausbildung und Studienaufbau schwierig zu treffen, da es unterschiedliche Modelle gibt und diese vor allem landesabhängig sind. In Deutschland sind andere Voraussetzungen zu erfüllen, um Jurist werden zu können, als z.B. in Österreich. Daher ist auch der Studienaufbau nicht gleich. In Österreich schließt man das klassische Jurastudium mit dem Diplom ab, in Deutschland beendet man es mit dem Ersten Staatsexamen. In der Schweiz gibt es das Bachelor- und Masterstudium der Rechtswissenschaften, danach folgen Anwaltspraktikum und Anwaltsprüfung.
In Deutschland und Österreich sind Bachelor- und Masterstudiengänge hauptsächlich für Schwerpunktstudien kreiert worden, du kannst also Wirtschaftsrecht, Steuerrecht und Co. im Bachelor studieren, für das Berufsziel Staatsanwalt, Richter, Notar und Co. ist allerdings das “ausführliche” klassische Rechtswissenschaftsstudium notwendig.
Folgende Modelle sind demnach möglich:
- Betreffend D: Jurastudium bis zum 1. Staatsexamen
In Deutschland studierst du Jura im Grundstudium, das 4 Semester dauert, und im daran anschließenden Hauptstudium, das 5 Semester dauert. Danach absolvierst du das 1. Staatsexamen. Um “vollwertiger” Jurist zu sein, braucht es danach noch ein 2-jähriges Rechtsreferendariat und zum Abschluss das 2. Staatsexamen.
- Betreffend A: Diplomstudium Rechtswissenschaften
Das Vollzeitstudium besteht aus 240 ECTS und hat eine Mindeststudiendauer von 8 Semestern - in der Praxis dauert es meistens länger, 12 Semester sind durchaus üblich. Dein Abschluss: Magister der Rechtswissenschaften (Mag. iur.)
- Bachelorstudium Rechtswissenschaften
Für D und AT: Vor allem berufsbegleitend. Der Bachelor besteht aus 180 ECTS und die Regelstudienzeit liegt bei 6 Semestern. Abschluss: Bachelor of Laws (LL. B.)
Für CH: Das Voll- oder Teilzeit -Bachelorstudium ist der erste Teil des zusammengehörenden Studiengangs Rechtswissenschaften, besteht aus 180 Kreditpunkten bzw. ECTS. Abschluss: BLaw.
- Master Rechtswissenschaften
Für D und AT: Vor allem berufsbegleitend. Der Bachelor besteht aus 120 ECTS und die Regelstudienzeit liegt bei 4 Semestern. Abschluss: Master of Laws (LL. M.)
Für CH: Das Voll- oder Teilzeit -Masterstudium ist nach dem Bachelor der zweite Studienabschluss und stellt den zweiten Abschnitt der zusammengehörenden Ausbildung dar. Beinhaltet 90 Kreditpunkte bzw. ECTS. Abschluss: MLaw.
- Doktoratsstudium Rechtswissenschaften
Dauer: 6 Semester, 180 ECTS. Abschluss: Doktor der Rechtswissenschaften (Dr. iur.)
Studienmodelle
Rechtswissenschaften ist vorrangig ein klassisches Vollzeitstudium in Präsenz an einer Universität. Im Campusstudium besucht du im Regelfall Vorlesungen, Übungen und Co. vor Ort und absolvierst auch deine Prüfungen direkt an der Hochschule. Gewisse Anteile können hier allerdings auch online stattfinden bzw. die Arbeit mit Online-Lernplattformen beinhalten.
Neben dem regulären Präsenzstudium gibt es auch die Möglichkeit, Rechtswissenschaften im Fernstudium absolvieren, beachte aber:
- Fernhochschulen bieten vor allem rechtswissenschaftliche Schwerpunktstudien an, z.B. Wirtschaftsrecht.
- In D ist das klassische Jura-Studium nicht als Fernstudium möglich.
- In A bietet lediglich die Johannes Kepler Universität Linz (Institut für Multimediale Linzer Rechtsstudien) das klassische Jus-Studium als Fernstudium an.
- In CH hingegen lassen sich etwa an der FernUni Schweiz die Bachelor- und Masterstudiengänge für die klassische Juristenausbildung belegen.
Wo du Rechtswissenschaften studieren kannst
In Deutschland lässt sich das klassische Jurastudium nur an Universitäten studieren, aber hier an sehr vielen. Z.B. an großen Unis wie an der FU Berlin, der HU Berlin, der Uni Hamburg oder der LMU München, aber auch in kleineren Studi-Städten wie Göttingen, Bielefeld, Jena, Gießen, Marburg oder Trier.
In Österreich sind es auch ausschließlich die staatlichen Universitäten, die Jus-Studiengänge anbieten. Es gibt rechtswissenschaftliche Fakultäten an den Universitäten in Wien, Graz, Innsbruck, Linz und Salzburg.
In der Schweiz lässt sich der Studiengang Rechtswissenschaften z.B. an den Unis Basel, Zürich, St. Gallen, Lausanne, Freiburg oder Bern absolvieren.
Für rechtswissenschaftliche Schwerpunkt-Studien kannst du dich neben öffentlichen Hochschulen auch an Fernhochschulen, privaten Hochschulen und Fachhochschulen inskribieren. Das Angebot ist hier sehr groß: Z.B. Wirtschaftsrecht an der Hochschule Fresenius, an der IU Internationalen Hochschule oder an der University of Applied Sciences Europe, Arbeitsrecht an der Europäische Fernhochschule Hamburg oder an der AFFS - Akademie für angewandte Fernstudien, den Bachelor Rechtswissenschaft für Rechtsfachwirte (LL.B.) im WINGS-Fernstudium, Internationales Steuerrecht an der AKAD University und noch einiges mehr.
Voraussetzungen
Um ein Studium der Rechtswissenschaften beginnen zu können, musst du die Ablegung der Reifeprüfung (Abitur, Matura, Maturitätsprüfung) vorweisen. Neben der allgemeinen Hochschulreife ist es auch möglich, ein Jus- bzw. Jura-Studium ohne Reifeprüfung anzutreten, z.B. durch eine fachbezogene Studienberechtigungsprüfung.
Latinum: In Deutschland und der Schweiz ist es nicht mehr notwendig, einen Lateinnachweis zu erbringen. In Österreich musst du die Latinumsprüfung an der Uni nachholen, wenn du Latein in einem gewissen Stundenausmaß nicht an der Schule hattest.
Aufgrund der Popularität des Studiums gibt es für Rechtswissenschaften oft Zulassungsbeschränkungen, die je nach Land unterschiedlich aussehen.
In Deutschland gibt es an manchen rechtswissenschaftlichen Fakultäten einen Numerus Clausus zu erreichen. Dieser hängt von der Anzahl der Bewerber*innen ab, deswegen ist er von Uni zu Uni unterschiedlich und kann sich jedes Jahr ändern. Ein Beispiel: An der Uni Augsburg wurden in den letzten Jahren alle Anwärter*innen zugelassen, an der Humboldt-Universität zu Berlin kann der NC auch schon mal bei 1,7 liegen.
In Österreich nimmt die Zahl der Jus-Studis stetig zu, deswegen sind auch hier an einigen Unis Zulassungsbeschränkungen eingeführt worden. Am Juridicum Wien musst du z.B. seit dem Studienjahr 2019/20 ein Aufnahmeverfahren bestehen. Wichtig ist, dass du dich rechtzeitig dafür registrierst.
In der Schweiz ist die eidg. anerkannte gymnasiale Maturität vorzulegen, NC gibt es für Recht keinen.
Für Jus bzw. Jura sind eine gute Ausdrucksweise und ein Gespür für schriftliche und verbale Kommunikation und logische Argumentation relevant. Ebenso sind die Auseinandersetzung mit komplexen Sachverhalten und die Verknüpfungsgabe zwischen theoretischen Inhalten (z.B. Paragraphen) und praktischen Beispielen (echte Anwendungsfälle) wichtig.
Generell solltest du ein hohes Maß an Selbstdisziplin besitzen, denn viele Stunden des Studiums wirst du büffelnd über Büchern verbringen. Da der Lehrstoff sehr umfangreich ist, sollte auch deine Lernbereitschaft groß sein.
Du hast bereits ein bestimmtes Rechtswissenschaftsstudium im Auge? Dann wird es Zeit, eine passende Unterkunft in deiner neuen Studienstadt zu entdecken - beispielsweise in einem Studentenheim/Studentenwohnheim oder einer WG.