Mein erstes Semester als Medizinstudent an der MedUni Wien.
Wolfgang
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Wolfgang ist Medizinstudent in Wien und gibt euch Tipps für das Studium.

Veröffentlicht am

15.11.2022

Mein erstes Semester als Medizinstudent an der MedUni Wien.

Mein erstes Semester als Medizinstudent an der MedUni Wien.

Stell dir vor es ist dein erster Tag an der [URL="https://studiumfinden.com/hochschule/med-uni-wien"]Medizinischen Universität Wien[/URL] und du sitzt in der falschen Vorlesung. Schnell die Sachen packen, denn in den Unterlagen ist nichts über Zahnwurzelbehandlungen zu finden. Irgendwo muss es doch eine Einführungsveranstaltung für das erste Semester an der MedUni Wien geben?!

Einen Stock darüber findet endlich die wahre Action statt: Wie funktioniert eine Bibliothek? Hingehen, Buch ausleihen. Buch zurückbringen als Sonderleistung. Nachdem das geklärt ist, darf der Epidemiologe ran: “Gratulation zu Ihrem Doktortitel. Der Aufnahmetest war die einzige Hürde.” Das klingt ja schon mal gut, gearbeitet haben wir jungen StudentInnen noch nie gerne. Wenn da nicht die Prüfungen wären…

Meine Tipps zu den SIPs:

Glücklicherweise wird, neben der exorbitanten Verdoppelung von schriftlichen summativen integrativen Prüfungen (SIPs) von ein auf zweimal pro Jahr, auch der prüfungsimmanente Charakter von Seminaren mittlerweile immer ernster genommen. Zu meinen Zeiten (2010-2017) konnte man als "U-Boot" auch gerne gar nichts aus den Kleingruppen-Veranstaltungen mit 9 bis 19 KommilitonInnen mitnehmen. In der Zwischenzeit werden immer mehr kleinere Tests und andere Hürden zum positiven Abschluss eingeführt.

Unabhängig davon schafften zu meiner Zeit 70% bis 90 % der StudentInnen die “Horror”-SIPs beim ersten Mal. Ich war keiner davon. Was du also an meiner Stelle tun solltest: Das Mitdenken bei der Vermittlung von Inhalten kann verrückterweise dazu führen, dass auch die abstrusesten Fragen leichter beantwortet werden können. Zum Beispiel im allseits unbeliebten Public Health-Block:

„Wie nennt sich das Grundmodell zur Planung bei Public Health Prozessen?“ 

  1. Public Health Action Cycle
  2. Public Health Action Circle
  3. Public Health Action Circus
  4. Pubic Heath Action Cunnilingus

Abgesehen davon, dass die letzten beiden Distraktoren vielleicht nicht mehr 100% aus einer echten SIP übernommen sind und die anderen wie eine Werbung für Plastik-Actionfiguren klingen, die richtige Antwort lautet natürlich A. Denn ein Kreis (Circle) würde nie zu einem Ergebnis kommen, weil er sich immer im Kreis bewegt - wie man sieht, das Mitdenken führt zum richtigen Ergebnis.

Nach diesem kurzen Exkurs zurück zum eigentlichen Thema: dem Lernen. Da wir in unserer Bildungskarriere nie beigebracht bekommen haben zu denken, schadet ein bisschen Übung möglichst früh im Oktober nicht. Nach der ersten SIP konnte ich die weiteren, aufgrund des doch recht stark nötigen Fragenauswendiglernens auch liebevoll „Führerscheinprüfung auf Akademikerniveau mit Latein und griechischen Termini“ schlussendlich erfolgreich absolvieren. Latein kommt übrigens in der Anatomie recht viel vor, Griechisch in der Chirurgie.

Lieber gemeinsam als einsam durchs erste Semester an der MedUni Wien!

Andere Hürden im ersten Semester sind wie für alle StudentInnen der Kontakt mit Lehrenden und anderen MitarbeiterInnen der Universität. Verschiedene Labyrinthe wie Studienabteilung, Bibliothek, StudentInnensekretariate, Büros von AssistentInnen von ProfessorInnen, komplizierte Onlineanmeldungen oder gleich mehrstufige Registrierungsverfahren sind gemeinsam einfacher zu absolvieren. Hier lohnt es sich auch, schon irgendwann im Leben in die Arbeitswelt eingetaucht zu sein und gelernt zu haben, wie Zusammenarbeit in Unternehmen funktioniert.

Ein Tipp als Zusammenfassung: Alle verdienen es, gleich behandelt zu werden, vom Facility Management bis zu DirektorInnen. Jede Person ist für sich ein genau gleich wichtiges Zahnrad, um das Werk am Laufen zu halten. Unterschiede bestehen nur an der Anzahl an Titeln, den meisten reicht jedoch ein Prof.(in) vor dem Namen. Zum "Am-Boden-bleiben" empfiehlt sich mehr Zeit mit Menschen, die mehr arbeiten, zu verbringen. Ein eigener Nebenjob geht sich ab dem zweiten Semester aus. Am besten suchst du dir diesen abseits deines Faches, einfach um Lebenserfahrung zu sammeln.

Das erste Semester und dann sogleich das gesamte Studium ist viel zu schnell vorbei. Ein ausführliches How-To für den Studienanfang bieten dir die KollegInnen vom Stupid Journal of Medicine an. Bei denen ist es zwar schon etwas länger her, die Tipps gelten aber noch immer.

Das ist eigentlich schon alles, was ich hier schreiben wollte. Viel Spaß im Studium!

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