Vor dem Studium:
Nach der Matura hatte ich mir ein wenig Zeit gelassen, um herauszufinden, welcher Studiengang für mich der richtige ist. Kleiner Reminder: Es ist vollkommen okay, sich einzugestehen, dass man vielleicht doch das falsche Studium für sich gewählt hat. Man lernt fürs Leben und hat in dem Sinn keine Zeit vergeudet.
Für mich stand fest, dass mich Ernährung brennend interessiert. Wie kommt das Essen auf unseren Tisch? Durch wie viele Prozesse und Kontrollen muss es gehen? Aus welchen chemischen Verbindungen besteht es und welche Auswirkungen hat es auf unseren Körper?
Beginn:
Ich bin im Sommersemester eingestiegen, da ich nicht länger warten wollte, und zu meiner Überraschung war das überhaupt nicht so chaotisch, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wir waren eine größere Gruppe an Erstis (ca. 35) und die Tutoren haben sich unglaublich lieb um uns gekümmert, damit wir uns so schnell wie möglich wohlfühlen.
Campus und Angebote:
Die Boku hat 2 Campusse. Der Hauptsitz für Lebensmittel- und Biotechnologie befindet sich bei der Muthgasse. Dort wirst du die meiste Zeit verbringen. Der Campus ist nicht sonderlich schön, aber hat alles, was man braucht. Außerdem befinden sich alle Labore dort.
Der 2. Standort befindet sich beim Türkenschanzpark. Der ist, meiner Meinung nach, der schönste Uni Campus in ganz Wien. Dort fanden nur wenige Vorlesungen statt, jedoch bin ich öfter dort zum Lernen gewesen und kann das jedem von vollem Herzen empfehlen.
In der Kantine wird frisch mit Bio-Zutaten gekocht, zu einem echt fairen Preis. Es gibt auch zahlreiche Aktivitäten, die die Boku anbietet.
Studium Inhalt und Schwierigkeitsgrad:
Grundsätzlich besteht das Studium aus 3 wichtigen Bestandteilen: Chemie, Biologie und alles rund und die Verfahrens- und Prozesstechnik. Wenn dir eines dieser 3 Fachgebiete eher weniger zusagt, dann würde ich dir auf jeden Fall von dem Studiumabraten.
Was an der Universität für Bodenkultur wirklich super ist, sind die Laborerfahrungen, die man sammelt. Vor allem die ersten paar Laborkurse bieten dir wertvolle Einstiegserfahrungen. Sei es im Labor für Chemie oder im Labor für Biologische Übungen. Den Professoren und Tutoren ist es wichtig, dass man Grundverständnis für das Arbeiten im Labor entwickelt und stehen dir immer zur Seite.
Neben den Übungsfächern hat man die normalen Vorlesungen. Die meisten Vorlesungen haben keine Präsenzpflicht, die Übungen hingegen schon.
Exkursionen gibt es kaum welche im Vergleich zu anderen Studiengängen an der Boku.
Persönlich finde ich den Lernaufwand für die einzelnen Fächer sehr hoch. Dass man das Studium in der Regelstudienzeitschafft, kann man sich abschminken - haben uns die Tutoren genau so gesagt.
Ich dachte, dass man vielleicht 1 Jahr länger braucht, jedoch braucht man um einiges länger. Klar, wenn man sein Leben nur noch dem Lernen widmet, schafft man es vielleicht in 4 Jahren. Aber seien wir realistisch: Jeder hat ein Privatleben und nicht jeder kann es sich leisten, zu studieren, ohne arbeiten zu gehen.
Jetzt fragst du dich bestimmt: Wie kommt es dazu, dass man so lange braucht, wenn man trotzdem viel lernt? Leider ist die ECTs Verteilung auf der Boku nicht so wie an anderen Unis in Wien. Um theoretisch in der Regelstudienzeit fertig zu werden, müsste man 30 ECTs Punkte pro Semester sammeln. Leider liegt die durchschnittliche ECTs Verteilung pro Fach bei 2-3 ECTs Punkten. Vereinzelt gibt es schon Fächer mit mehr Punkten, aber die Mehrheit der Fächer liegt wie gesagt bei 2-3. Es gibt tatsächlich auch einige wenige mit nur einem Punkt. Und leider ist der Lernaufwand für die meisten Fächer trotz der wenigen Punktesehr hoch. Natürlich gibt es auch welche mit wenig Lernaufwand, jedoch muss man für den Großteil schon mindestens 200-300 Seiten Skript lernen. Lass dich also nicht davon täuschen, dass es keinen Aufnahmetest gibt. LBT ist der schwierigste Studiengang an der Boku!
Fazit:
Ich finde das Studium Lebensmittel- und Biotechnologie super spannend. Es gibt immer wieder Fächer, die mich nicht brennend interessieren, aber das wird in jedem Studiengang so sein. Trotz des großen Interesses habe ich nach dem 3. Semester mein Studium an der Boku abgebrochen. Für mich persönlich war die Motivation irgendwann weg. Es hatte sich angefühlt, als wäre ich 1 ganzes Jahr ins Gym gegangen und hätte kaum Fortschritte gesehen.
Ich habe mich auch viel umgehört und vielen Studierenden ging es sehr ähnlich. Viele, die mit mir angefangen hatten, waren auf dem gleichen ECTs Punktestand wie ich. Und ich würde mich nicht als faule Studentin bezeichnen.
Mit Studienbeihilfe wird es auch schwer in diesem Studiengang, da man nur schwer genügend ECTs Punkte in einem gewissen Zeitraum nachweisen kann. Was wiederum bedeutet, dass man mehr arbeiten muss und somit wieder länger braucht, bis man seinen Bachelor in der Hand hat.
Dennoch möchte ich nochmals hervorheben: Wenn du LBT abschließt, hast du wirklich viele Job Opportunitiesin den verschiedensten Bereichen! Du kannst dir sicher sein, dass du dir unglaublich viel Wissen aneignen wirst.
Ich selbst habe das System als nicht fair empfunden und persönlich möchte ich nicht erst nach 5-6 Jahren und vielen Nervenzusammenbrüchen meinen Bachelor haben. Studieren soll schließlich auch irgendwo Freude machen!
Wenn du dich in diesem System jedoch sehen kannst und du wirkliches Interesse an diesem Fachgebiet hast, kann ich dir Lebensmittel- und Biotechnologie nur empfehlen, und ich hoffe, ich konnte dir einen guten Einblick darin geben!
